Über die Absurditäten einer nervigen Flensburger Maskenwerbung
„Ich mask mit“ – ob die Propaganda-Agencies, sorry, die Public-Relations-Experten der Flensburger Stadtverwaltung beim Entwurf ihrer „Werbekampagne“ für ein bedecktes Flensburg an die langjährige Kondomwerbung „Ich machs mit“ dachten, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Nichtsdestotrotz lädt die sprachliche Nähe beider Kampagnen dazu ein, entweder über die Arbeitsatmosphäre innerhalb der beauftragten Werbefirma oder innerhalb der Stadtverwaltung zu spekulieren.
Es könnte natürlich auch Absicht sein. Das würde bedeuten, dass die Verwaltung es genauso gewollt hat. Macht es das besser?
Schauen wir in die Vergangenheit. Was sollte die Kampagne zu „Ich machs mit“ eigentlich bewirken?
Ziel war es, die Ausbreitung von sexuell übertragbaren Infektionen (Geschlechtskrankheiten) zu minimieren. Es ging vor allem um HIV. Gut, die Kampagne wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Jahre 2014 ins Leben gerufen, nachdem Risiken durch ungeschützten Sex schon seit mehr als einem Jahrzehnt fester Bestandteil des Biologielehrplans in der Sekundarstufe I waren. Diesmal wollte man wohl in Bezug auf Masken etwas schneller sein. Wobei auch hier die Kampagne erst ins Leben gerufen wurde, nachdem in der Flensburger Innenstadt eine allgemeine Maskenpflicht galt. Man meinte dann wohl, noch irgendwie erklären zu müssen, warum die Sache sinnvoll sei. Andersrum wäre es wohl besser gewesen: also erst die Kampagne, dann die Vorschrift, wenn sie dann noch nötig ist.
Denn wenn man die Nutzung einer Maske ähnlich wissenschaftlich fundiert begründen könnte wie die Nutzung eines Kondoms, wozu bräuchte man dann noch eine gesetzliche Regelung? Um die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten einzudämmen, hat das doch auch niemand jemals gefordert.
Nähmen wir mal an, die Gleichheit von „Ich mask mit“ zu „Ich machs mit“ wäre wirklich beabsichtigt: Welche psychologischen Schlüsse könnte man über den Absender einer solchen Aktion ziehen?
Beginnen wir mal bei den harten Fakten: Eine HIV-Infektion beim Geschlechtsverkehr zieht eine lebenslange Medikamenten-Einnahme nach sich. Dies wird nötig, weil man den Ausbruch der Immunschwächekrankheit AIDS verhindern will. Die Immunschwäche AIDS führt zum Tod durch Krankheiten, die einen gesunden, in seiner Abwehr nicht geschwächten Körper, nicht belasten würden. Bei einer HIV-Infektion ist man lebenslang krank und wird unweigerlich mit oder an dieser Infektion sterben. Die Ansteckung mit dem HI-Virus und somit auch der Ausbruch der Immunschwäche kann vermieden werden durch Safer Sex. Laut Begriffserklärung ist das absolut sicherer Sex, bei dem man sich definitiv nicht mit HI-Virus anstecken kann. Die sicherste Praxis beim Geschlechtsverkehr ist dabei das Kondom.
Gibt es ähnliche wissenschaftlich belastbare Daten, die das Tragen des MNS rechtfertigen? Ja, aber nur für spezielle medizinische Schutzausrüstung in Form von FFP2 Masken.
Leider trägt kein einziger der Faschingsfreunde auf den Plakaten eine solche Maske. Sie verwenden allesamt nicht einmal eine einfache OP-Maske, die wenigstens ein wenig Fremdschutz bietet.
Nein, sie tragen alle Community-Masken. Deren Schutz nun nachgewiesenermaßen mehr als zweifelhaft ist. Im Sinne der Werbung „Ich machs mit“ müsste analog die Verwendung eines selbstgehäkelten Kondoms empfohlen werden.
Wie oben beschrieben, ist die Infektion mit dem HI-Virus derart gefährlich, dass Sie auch bei Einnahme von Medikamenten meist einen tödlichen Verlauf nimmt. Dieser Verlauf ist dabei unabhängig von Alter, Geschlecht oder anderen Besonderheiten der jeweiligen infizierten Person. All dies gilt nicht für eine Infektion durch das Sars-Cov II Virus. So ist die Erkrankung für junge Menschen nicht genauso gefährlich wie für Alte. Zudem überstehen laut WHO mehr als 99 % aller Infizierten die Infektion mit Sars-Cov II.
Das heißt, was hier durch die Werbekampagne stattfindet, ist eine massive Verharmlosung einer Infektion mit dem HI-Virus.
Wer aus der Stadtverwaltung Flensburg garantiert denn, dass nicht einige Menschen sich sagen: „Beim Kondom muss nicht auf das medizinisch sinnvollste Material zurückgegriffen werden und ob ich es benutze oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle, ich gehöre ja nicht zur Risikogruppe. Es ist halt dasselbe wie bei der Maske.“
Aber gut, kommen wir zum Kernproblem: Bei der Kampagne „Ich machs mit“ geht es um Sex – etwas höchst Intimes, zumeist nicht öffentlich zur Schau gestelltes und praktiziertes. Der größte Teil der Menschen möchte bei geschlechtlicher Aktivität privat und intim mit seinen jeweiligen Partnern bleiben. Bei „Ich mask mit“ werden nun Gesichter wie Geschlechtsteile behandelt. Der Unbedecktheit des Gesichtes wird im Geiste eine Barriere gegen Viren beim Geschlechtsverkehr entgegengestellt.
Den Erfindern der Kampagne sei Nachhilfe in Anatomie geleistet: Die Scham sitzt nicht im Mund-Nase-Bereich. Bis vor wenigen Monaten war es in unserem Kulturkreis noch Konsens bei der Verständigung mit dem Gegenüber Gesicht zu zeigen. Das Motto „Gesicht zeigen…“ war vor wenigen Monaten noch ein Slogan für Zivilcourage.
Was unterstellt man mit so einer gedanklichen Verklammerung von Intimleben und Antlitz? Das öffentliche Zeigen männlicher Geschlechtsorgane ist in unserer Gesellschaft ein derartiges Tabu, dass einige Menschen nicht einmal von Weitem einen FKK-Strand beschauen können. Wenn man nun die Nichtbedeckung des Gesichts mit der Nichtbedeckung des männlichen Geschlechtsteils in Verbindung bringt, dann stigmatisiert dies alle Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen (also die Risikogruppen) keine Masken tragen können, enorm. Dahinter steckt die Milchmädchenrechnung, dass, wer Maske trägt, jemanden rettet. Ein höchst zweifelhaftes Motiv, wenn die Maskenträger sich selbst höchst unsozial verhalten und Menschen, die nicht fähig sind, Maske zu tragen, ausgrenzen.
Hier also der Appell
Verhaltet euch mitmenschlich! Grenzt nicht aus. Fühlt mit den anderen, die nicht so denken, wie ihr. Und vor allem: Behaltet euren vergifteten, moralinsauren Cocktail aus Propaganda, Sichtwerbung und nur allzu einfältigen Slogans. Man möchte Ekel vor dem Zeigen des Gesichts erzeugen. Was früher ein Zeichen von Zivilcourage war, soll jetzt Scham erzeugen. Es tut uns leid, das machen wir nicht mit!